Studie: Internetforen helfen bei Suizidgedanken
Das Thema Selbstmord ist nach wie vor ein Tabu: Suizidgefährdete Personen können aber auch im Internet Hilfe finden. Eine Studie der Meduni Wien zeigt: Auch nicht professionell betriebene Onlineforen können helfen.
Professionelle Angebote von Krisenzentren bis hin zu Online-Foren, die von Laien betrieben werden: Im Internet finden sich zahlreiche Angebote für suizidgefährdete Menschen. Für eine Studie haben Forscher der Meduni Wien 25.000 Postings in sieben deutschsprachigen nicht-professionellen Foren analysiert, in denen sich Menschen über ihre Suizidgedanken, Probleme und Krisen unterhalten. „Wir haben uns angesehen, wie es den Leuten im Laufe ihrer Postingaktivität geht“, sagte Studienautor Thomas Niederkrotenthaler im Radio Wien-Gespräch.
Online-Foren als besonders niederschwellig
Schon seit langem sei bekannt, dass Gespräche über Suizidalität und Krisen hilfreich sind - und zwar nicht nur in professionellen Settings, sondern auch im privaten Alltag. „Gerade im Internet ist das besonders relevant, weil eine große Niederschwelligkeit besteht. Das heißt, man tut sich leichter, über Lebensprobleme zu sprechen und sich zu öffnen“, so Niederkrothenthaler.
Psychosozialer Dienst
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Dabei komme es in Internetforen ganz darauf an, wie die Kommunikation ablaufe. „Menschen geht es vor allem dann besser, wenn sie Hilfe und ein offenes Ohr finden, wenn nachgefragt und ihnen Sympathie entgegen gebracht wird“, so der Studienautor. Das wirke sich dann durchaus psycholgisch positiv aus. Das gelte natürlich vor allem für so genannte „Anti-Suizid-Foren“, in denen die Forscher auch einen „wesentlich tiefgreifenderen und daher hilfreicheren“ Austausch festgestellt haben.
Unbedingt auch professionelle Hilfe beanspruchen
In so genannten „Pro-Suizid-Foren“ werde dagegen häufig sehr oberflächlich diskutiert - aber selbst hier kann eine Besserung eintreten, wenn die richtigen Gesprächspartner gefunden werden, mit denen sich Betroffene über ihre Probleme austauschen kann. Foren generell würden jedenfalls sich „mehr Hilfe als Schaden“ bringen, bilanzierte Niederkrotenthaler.
Allerdings ist ganz klar: Online-Foren sollten nur ein zusätzliches Angebot sein. Menschen, die Suizidgedanken haben, sollten unbedingt auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Diese bietet etwa das Kriseninterventionszentrum oder der Psychosoziale Notdienst.